| Heimat
im Herzen
zweisprachig deutsch / kroatisch
Verlag: Dom Stampe
Bemerkungen des Übersetzers
Da ist ein Mädchen aus Bosnien nach Hamburg gekommen. Es folgte
ihrem Liebsten, der in der Fremde sein Glück suchte. Seit zwei Jahrzehnten
leben die beiden nun in Deutschland, die Kinder sind erwachsen, aber das
Haus ist immer noch wie auf der Suche nach – ja, nach was? Nach
der Heimat, nach der heimatlichen Krcevina, nach bosnischen Katarakten,
nach den Freunden auf der sonnendurchglühten Halsinsel Peljeschatz.
Da überall schlägt das Herz der Emina Kamber, da hat sie ihre
Seele gelassen, die nicht nachkommen mochte ins kalte Deutschland. Emina
Kamber spricht fließend deutsch, aber ihr Fühlen und Denken
un ihr Dichten spielt sich in der bäuerischen Sprachräumen ihrer
Heimat ab, in dem bosnischen Klang des Serbokroatischen, wie es der große
Sprachschöpfer Vuk Kardzic dort aufgeschrieben hatte, vor 200 Jahren,
beiläufig gesagt.
So kreisen ihre Gefühle um die Sehnsucht nach der südlichen
Heimat, den bosnischen Bergen, der adriatischen Sonnenküste. Und
aus den Gefühlen heraus, erwuchsen ihre Gedichte. Sie selber sagt
es, sie wisse nicht, ob ihre Gedichte gut seien, aber sie ist ganz sicher,
dass ihre Gefühle echt sind. Fazit: naive Gedichte, Gedichte, die,
ohne den Finessen einer skeptischen und Ironischen Durchdringung zu folgen,
einfach aus Empfindungen gebrochen werden. Nur dass sie nicht zu einer
routinierten Masche werden, wie so oft bei den „naiven Malern“
ihrer jugoslawischen Heimat zu beobachten ist. Emina Kambers Gedichte
sind im ehrlichen Sinne. Sie verbergen keine Gefühle hinter verfremdeten
Wortgardinen. Sie sagen nicht aus, sie sprechen. Da hat freilich keine
literaturkundliche Einordung einen Sinn. Man muß sie nehmen, die
Emina Kamber, die ihr Bosnien nicht los wird, auch nicht im schönen
brausenden Hamburg. Die Wasserfälle daheim übertönen es.
Ihre Freunde daheim und in der Fremde werden die Zeilen als Gruß
und Wegzehrung in sich aufnehmen.
Warum ich die Verse der Emina Kamber aus dem Serbokroatischen ins Deutsche
hinüberholte? Mich reizte das Experiment, die ungeschmälerte
Ehrlichkeit dieser Äußerungen auf deutsch einzufangen. Da verblasste
freilich das Handwerkliche vor der Freude an Gefühlen, die einfach
so daherkommen und gefangen nehmen.
VALENTIN POLCUCH
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